2. Kauf, Bestandsaufnahme, Restaurierung ab 2007
Wir haben den Bus im Alter von 29 Jahren in ziemlich schlechten Zustang gekauft – was mir damals aber noch nicht klar war. Der Bus war als Womo zugelassen und hatte eine selbstgezimmerte Innenausstattung (Westfalia-Klappsofa, irgendein Womo-Schrank, Alle Innenverkleidungen waren mit hübschem grauem Teppich beklebt usw.)
Der Motor war weitgehend orginal und lief auch zunächst scheinbar ganz OK.
Die Karosserie war auf den ersten Blick “ganz OK”, ich hatte aber damals nicht die Ahnung, das wirklich zu bewerten. Die Aussage des Verkäufers (Sohn des verstorbenen Besitzers) war, dass das Fahrzeug immer gut gepflegt und nicht “verpfuscht” wurde. Der Unterboden war dick mit Bitumen “versiegelt”, was ich damals noch als gute Konservierung gedeutet habe. Sonst gab es ein paar Roststellen, aber das sah für mich alles undramatisch aus.
Wir einigten uns darauf, dass er nochmal neuen TÜV drauf macht, was auch anstandslos geklappt hat, also alles prima. Ich hab das Auto dann eine Weile bis zum 30. stehen lassen, um es mit “H” Kennzeichen anzumelden und wollte mich dann um die paar unbedeutenden Roststellen kümmern…
Nach dem ‘Ausraeumen’ der Innereien (Sitzbank, Teppiche, Verkleidungen usw. ist schnell klar geworden, dass wir moeglicherweise mehr investieren muessen, als gehofft.
Klar, das Auto ist 30 Jahre alt, aber es zeigte sich schnell, dass es kaum ne Ecke gibt, an der noch nicht irgend ein Dorfschmied dran herum geschweisst hatte, damit der Bulli durch den TÜV kommt. Mehrere Kilo Spachtel und eine Lackdusche vor irgendeinem ( vergangenen ) Besitzerwechsel halfen, das Unheil sehr gut zu verbergen.
Nachdem wir unter die Teppiche, den Spachtel und die Unterbodenschutschicht geschaut haben, muss ich sagen: gut dass ich die Kaufberatung nicht vorher gelesen hatte, sonst haette ich jetzt keinen T2!
Was solls, wir konnten jetzt entweder lossegen und was draus machen… oder den Bulli abschreiben.
Naja, ich gebe nicht so gerne auf, also los gehts:
Der Bus hatte mal eine neue Lackierung bekommen. Alles war extrem dick gefuellert ( ca. 1 bis 1,5 mm) und an den seltsamsten Stellen zeigten sich keinerer Risse, aus denen es ein roetlich schimmerte. Nachdem sich nun so ein unscheinbarer Riss als riesiger Fladen unterrostete Spachtelmasse entpuppt hatte, entschloss ich mich, rundherum ca. 15cm hoch den Lack herunterzuschleifen um die Kniestuecke (Kotfluegel vorn), Seitenschweller, und hintere Kotfluegel freizulegen.
Innenraum, Bodenbleche
Der Rost kommt ja bekanntlich von innen und wenn man ein Reparaturblech drueberbraet, wirds nicht wirklich besser. Regelmaessige Hohlraumkonservierung waere das Mittel der Wahl gewesen, aber jetzt ist es so:
Der Fußraum vorn war (innen!) dick mit Bitumen verspachtelt, aber drunter blieb zum Glück die große Katastrophe aus.
Hier ist schon alles ‘entteert’ und gereinigt.
Vorn ( Kniestuecke, Einstiege, Radkaesten )
Die Trittstufe sowie das gesammte Kniestueck war auf beiden Seiten total hinueber.Das Kniestueck ist mit seinen vielen doppelten Blechen, Falzen und schwer zugaenglichen Hohlrauemen nur schwer zu restaurieren, weshalb hier eigentlich nur ein Totalersatz in Frage kam. Auch die äußeren Anschlußbleche zur A-Säule bzw. zum Deformationselement waren zu 5mm stark aufgerostet
Die Radkästen selbst gingen dagegen fast noch. Nur die doppelten Bleche der Sicherheitsgurtaufnahme auf der Fahrerseite waren total weg (man stelle sich vor, was da bei einem Unfall passiert waere!) sowie die Rückseite des Radkastens auf der Beifahrerseite mit dem Anschluss zur Wagenheberaufnahme.
Bild: vord. Ecke, Radkasten/Beifahrerseite, Radkasten/Fahrerseite (2x).
Knierstuecke li/re.
Mitte (Wellblech, Wagenheberaufnahmen, Rahmen, U-Profile, Schweller)
Das Bodenblech (Wellblech) bestand an den Rändern nur noch aus zig Flicken, die durch Rost und Dreck verbunden waren. Besonders die Auflagestellen auf den U-Profilen (welche Rahmen und Schweller verbinden) waren außßen (in der Dreck-flugzone) durchgerostet.
Die Schweller (innen und aussen) waren z.T. mit vielen kleineren Blechen geflickt, die Stöße und Falze rostig und der Hohlraum zeigte sich (nach dem Entfernen des Deckbleches von oben ) großflächig verrostet, aber immerhin stabil. (Da war garaniert nie eine Hohlraumkonservierung drin!).
Die Aussenschweller waren auf beiden Seiten hin. Die Wageheberaufnahmen waren zum Teil schon mal ( teils stümperhaft) gemacht, aber wenigstens noch stabil.
Der Rahmen schien erstaunlicherweise wie von einem anderen Bus! Wenn, dann nur Flugrost, nichts worüber man sich Sorgen machen müsste.
Hinten ( Radkaesten, Kotfluegel, Heck )
Die Radkaesten waren 1a – bis auf die doppelten Bleche der Sicherheitsgurtaufnahmen. Beim Versuch die Gurte abzuschrauben hab ich die ganze Halteplatte rausgebrochen. Wer denkt sich denn so was nur aus!
Auf der Fahrerseite bestand die vordere Ecke ( Anschluss von Seitenschweller zum Radklauf) aus Spachtelmasse, sonst war alles OK. Dafuer sah die Beifahrerseite um so schlimmer aus. Die ganze aeussere Kante, sowie vordere und hintere Ecken – Glasfaserspachtel. Grrr…
Batterieblech ( Motorraum hinten rechts ) liess sich mit blossen Fingern wegnehmen, nach dem ich die ‘tragende’ Teerschicht erwärmt hatte.
Hinten fiel dann nur noch das ‘leicht’ gerissene Heckbech ins Auge. Bleche reissen naturlich normalerweise nicht – Spachtelmasse schon! Es hatte wahrscheinlich mal einen leichten Auffahrunfall gegeben, bei dem das Heckblech nach innen gedrueckt wurde. Auch die hinteren Trager hatten kleinere ‘Knitter’ die auf eine Verformung hindeuteten.
Ecken der hinteren Radkästen, Fahrerseite und Beifahrerseite (2x)
Achsen ( Vorn, Hinten )
Die Vorderachse war vom Vorbesitzer komplett ersetzt worden, da der TÜV einen Einspruch erhoben hatte. Konsequenterweise war auch die ‘neue’ Achse 5mm dick mit Bitumen überzogen. Nach dem Reinigen zeigte sich jedoch, dass die ‘Seitenschilde’ (Hohlkörper der die beiden Achsrohre verbindet und die Stoßdämpfer trägt) an der Unterseite kleinere Durchrostungen aufwiesen. Lenkhebelaufnahme und Achsohre waren jedoch recht gut.
Auch an der Hinterachse gibt es zwischen Rahmen und Achsrohr eine Manschette, die einen Hohlkörper darstellt und scheinbar systematisch wegrostet.
Achskoerper, Fahrer und Beifahrerseite, Hinterachmanschette auf der Fahrerseite – hier schon weggemeisselt und entrostet.
Tueren, Fensterrahmen
Reden wir nicht davon! Naja, doch: unterer Türkasten bei Fahrer und Beifahrertür durchgerostet,wobei die Fahrertür wesentlich schlechter aussah. Das Abschleifen der Türhaut im unteren Bereich sollte Klarheit bringen, in wie weit sich die Restaurierung noch lohnt. Bei der Beifahrertür fanden sich zum Glück nur zwei große Beulen, die mit Spachtel verputzt worden waren. Die Fahrertür bestand im Westentlichen aus Spachtel – ich hab nicht de Ehrgeiz entwickelt, zu ergründen, wo noch Blech ist!
Heckklappe war gemeinerweise unter dem Scheibengummi durchgerostet. Bei der Frontscheibe siehts nicht anders aus.
Es ist aber auch eine merkwürdige Kostruktion: unter dem Scheibengummi befindet sich eine nach innen geneigte Kante ohne Ablauf. Das Wasser kann nirgendwo hin – erst wenns durchgerostet ist, läufts nach innen!